Home News Bahnbus Regionalbus über mich Links Disclaimer Impressum Gästebuch

www.db-regionalbus.de Busportrait

Ü 80-Prototypen – der Magirus 240 L 118 Turbo der DB

 

Anfang der Achtziger Jahre war die Geburtsstunde der zweiten Stülb-Generation. Verbände der öffentlichen und privaten Omnibusunternehmen erstellten durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) ein vorläufiges Lastenheft, in dem Design und Hauptabmessungen des „Standard-Linienbusses für die 80er Jahre“ im Wesentlichen vorgegeben waren. Aus den Anforderungen an den Stadtbus S 80 und den Überlandbus Ü 80 entwickelten die namhaften Hersteller MAN, Mercedes-Benz, Neoplan und auch Iveco-Magirus eine Reihe von Prototypen, die im Rahmen eines BMFT-geförderten Testprogramms in eine zunächst zweijährige Praxis-Erprobung bei diversen Verkehrsbetrieben gingen.

 
 

Auch Magirus nahm an der Entwicklung des Ü 80 teil und stellte mit dem Magirus 240 L 118 Turbo ein durchaus innovatives Produkt auf die Beine. Die insgesamt sieben Prototypen wurden aber nicht im traditionellen Magirus-Omnibuswerk in Mainz-Mombach gebaut, sondern kamen von den Fahrzeugwerkstätten Falkenried GmbH in Hamburg, wo auch Mercedes-Benz seine Prototypen für den Stülb II herstellen ließ. Doch noch bevor die Fahrzeuge vorgestellt werden konnten, fiel bei dem inzwischen zur Iveco-Gruppe gehörenden Unternehmen die Entscheidung, den Omnibusbau zum Jahresende 1982 wegen des hohen Defizits einzustellen und das Buswerk in Mainz zu schließen. Damit kam es nie zur einer Serienfertigung des neuen Magirus-Überlandbusses. 

 
 

Trotzdem war der Magirus 240 L 118 Turbo ein zukunftsorientiertes Konzept. Beim Vergleich mit den Standard-Überlandbussen der ersten Generation fallen vor allem die kantigere Formgebung, die deutlich größere Fahrtzielanzeige, die einflügelige Vordertür und die geklebten Seitenscheiben auf. Bei einer Länge von 11.885 mm betrug der Radstand 6.150 mm. Die Standardausführung sah vorne eine 720 mm breite einflügelige, in der Mitte eine 1.250 mm breite zweiflügelige Außenschwingtür vor. Als Alternativen wurden eine breite Innenschwenktür vorne und eine schmale Außenschwingtür hinter der Antriebsachse angeboten. Über zwei Stufen gelangte man in das Wageninnere.

 

Die Fußbodenhöhe betrug 860 mm, nach hinten stieg der Gang leicht an; Podeste waren nicht vorgesehen. Bei 14 Sitzreihen bot der 240 L 118 in vollbestuhlter Version 53 Sitz- und 47 Stehplätze an. Zwischen den Achsen konnte ein Unterflur-Gepäckraum angeordnet werden, der ein Fassungsvermögen von 3,5m³ besaß. Der Fahrer-Arbeitsplatz bot zudem auch erstmals ein verstellbares Lenkrad an. Die Bodengruppe bestand weitgehend aus offenen, rostunempfindlichen Profilen – eine Technik, wie sie MAN 1996 eingeführt hat. Für Einstiege, Radkästen sowie Front- und Heckklappen hatte man GFK verwendet. Dank dieser Maßnahmen lag das Leergewicht bei nur 9,5t, so dass im Linienverkehr eine Zuladung von 7,3t und im Gelegenheitsverkehr immerhin noch 6,5t zugelassen waren.

 

Mit dem neuen Modell gab es bei Magirus auch bei den Motoren einen Generationswechsel, wobei man aber dem Prinzip der Luftkühlung treu blieb. Der bei den Standard I-Fahrzeugen verwendete großvolumige V8-Diesel wurde von einem aufgeladenen Reihen-Sechszylinder mit 9.572 cm³ Hubraum abgelöst. Dieser Deutz-Motor BF 6 L 413 FR war im Heck stehend quer eingebaut, er leistete 177 kW (240 PS). Als Getriebe wurden Voith D 854 und ZF 5 HP 500 auf der Automatikseite angeboten; die Grundausstattung sah jedoch das ZF Sechsgang-Schaltgetriebe S 6-80 mit Winkeltrieb vor. Und hier lag auch einer der Knackpunkte des Magirus Ü 80: Das S 6-80 war dem vom Motor kommenden Eingangsdrehmoment nur so gerade eben gewachsen, doch wegen der beengten Raumverhältnisse hatte man kein leistungsfähigeres Getriebe einbauen können.

 
 

Ein Schild am Armaturenbrett forderte deshalb dazu auf, immer im ersten Gang anzufahren, um das Getriebe nicht übermäßig zu strapazieren. Natürlich wurde dies nicht immer beherzigt, so dass der 240 L 118 Turbo recht häufig wegen Getriebeschäden eine Zwangspause einlegen musste.

Die Deutsche Bundesbahn stellte 1982 einen der sieben Prototypen des Magirus 240 L 118 Turbo in Dienst, welcher komplett der Standardausführung entsprach. Der am 01.06.1982 zugelassene Bus erhielt das Kennzeichen DB 22-240 und versah seinen Dienst zunächst beim GBB Mainz/Wiesbaden in der Betriebsstelle Mainz, unweit des Magirus-Omnibuswerks. Dort war das neuartige Fahrzeug recht beliebt, wurde aber schon nach wenigen Monaten zum GBB Rheinland an die Betriebsstelle Aachen abgegeben. Die meiste Zeit seines Dienstes verbrachte er dort bei der ehemaligen Post-Einsatzstelle Monschau in der Eifel. Allerdings hatte der L 118 in dieser Zeit recht viele Werkstattaufenthalte wegen Getriebeschäden.

 
 
 
 
 
 

Anfang 1989 schließlich, kurz vor der Überleitung des GBB Rheinland zur Busverkehr Rheinland GmbH (BVR), wurde der legendäre Magirus 240 L 118 Turbo der DB ausgemustert und nach Frankreich verkauft. Dort verliert sich seine Spur endgültig. Falls jemand  Hinweise zum weiteren Verbleib des Fahrzeugs hat, würden wir uns über eine Nachricht sehr freuen.

 
 

Diese Seite hatte bisher  Besucher

www.db-regionalbus.de
© Alexander Kremer ● Design by BEKU-Web